Geborgenheit/Vertrauen - Jürgen Brodwolf - 2004
Für den Besinnungsweg schuf der Künstler ein rund 5 m langes Boot aus Cortenstahl, auf das ein Skulpturenpaar montiert ist.
Auf einer Wiese, unweit des Weges installiert, scheint das Boot wie an einer Untiefe gestrandet. Der Rost des Bootskörpers, die wie korrodiert erscheinende Oberfläche der darauf montierten, stark abstrahierten Figuren suggerieren hohes Alter, als läge das Boot schon seit langer Zeit an dieser Stelle. Nur ein kleines Rinnsal neben dem Weg erinnert an die Wasserfluten, die sich längst zurückgezogen und das Boot an dieser Stelle zurückgelassen haben mögen. Bewegungsunfähig und etwas in der Weite der Landschaft verloren, scheint das Boot von einer längst vergessenen Geschichte zu künden.
Brodwolf schreibt zu seiner Skulptur:„Das „Figurenpaar“ lässt keine eindeutige Interpretation zu, sagt nichts über Alter, Geschlecht und Zeit aus. Aber in der Haltung des Paares drückt sich der Wunsch und das Bedürfnis der Menschen nach Geborgenheit und Sicherheit in der schützenden Zweisamkeit aus...“
Jürgen Brodwolf
1932 in Dübendorf bei Zürich geboren
1948 - 52 Ausbildung als Zeichner-Lithograf
1955 - 60 Arbeit als Freskorestaurator und Glasmaler
1959 entdeckt die Tubenfigur
1968 Stipendium Akademie der Künste in Berlin
1976 – 82 Professur für darstelllendes Zeichnen in Pforzheim
1977 documenta 6
1982 Biennale Venedig
1982 - 94 Professur für Bildhauerei an der Kunstakademie in Stuttgart
Wohnt in Kandern (Landkreis Lörrach)
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Schöpfung - Micha Ullman - 2006
Die für den Besinnungsweg realisierte Arbeit greift das Thema des Vergehenden, des Anwesenden im Abwesenden auf. Ein tatsächlich existierender, lebensgroßer Baum, in seiner authentischen, wenngleich vereinfachten Gestalt aus einer mächtigen Stahlplatte ausgesägt, wird nur durch seinen Schattenriss als Negativform definiert. "Baum" hat Mich Ullman sein Kunstwerk genannt.
Die 18 m lange und ca. 9 m breite Platte liegt auf der Erde, Gräser und Kräuter wuchern durch die freien Stellen und zeichnen das Bild des abwesenden Baumes nach.
Die Arbeit ist eine Chiffre für den Baum in seinem ganzen Bedeutungsspektrum: Von der Symbolik des Prinzips von Werden und Vergehen in der Natur, über die Idee des Lebensbaumes, des Stammbaumes aber auch für das Phänomen des Einmaligen, des Individuellen innerhalb einer Gattung, das sich im Rahmen eines Bauplans stets ähnlich, aber in genau dieser Form nie wieder einstellen wird. Damit steht dieser Baum natürlich auch als Zeichen für das menschliche Wesen, die Unwiederbringlichkeit und Einzigartigkeit eines jeden Individuums.
Micha Ullman
1940 in Tel Aviv, Israel, geboren, lebt in der Nähe von Tel Aviv
ab 1970 Lehrtätigkeit an verschiedenen Hochschulen
1980 Bienale Vendedig
1987 documenta 8
1992 documenta 9
1991 – 2005 Professor für Bildhauerei an der Kunstakademie Stuttgart
1995 "Bibliotek"-Gedenk auf dem Bebelplatz in Berlin
2006 „Schöpfung“ auf dem Besinnungsweg Fellbach
2011 Israel Museum, Jerusalem
2019 "Schatten" Wegbegleiter auf dem Besinnungsweg Fellbach im Oeffinger Friedhof
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Micha Ullman in der Akademie der Künste in Berlin
Gott/Transzendenz - Anatol Herzfeld - 2001
Anatol Herzfeld hat das Thema "Gott/Transzendenz" zum Thema seiner Arbeit gemacht. Ein abstrahiertes Gesicht, in einen mächtigen Findling aus Granit gehauen, blickt über das Tal in Richtung der Oeffinger Kirchtürme.
Der Gottsucher, wie Anatol seine Skulptur nennt, schafft so einen Bezug von der uralten Kulturlandschaft, die über Jahrhunderte von den Bewohnern bearbeitet wurde zu diesen traditionellen, spezifisch religiös geprägten Orten der Einkehr, der Ruhe und Zwiesprache mit Gott.
Der Fellbacher Gottsucher ist kein Atelierprodukt. Ausgehend von einer knappen Skizze, die bereits während des ersten Gesprächs über eine eventuelle Teilnahme Anatols am Fellbacher Besinnungsweg entstand, wurde das Projekt von der Suche des geeigneten Findlings bis zur Bearbeitung des Steins und der Setzung an seinem endgültigen Ort quasi öffentlich, teilweise mit bemerkenswerter Publikumsbeteiligung realisiert.
Anatol Herzfeld
21.01.31 in Insterburg, Ostpreußen, geboren
1965 – 72 Kunstakademie Düsseldorf bei Josef Beuys und Carl Wimmenauer
1972 documenta 5
1975 Gründung der freien Akademie Oldenburg
1977 documenta 6
1979 - 81 Lehrauftrag an der Kunstakademie Düsseldorf
1982 documenta 7
Seit 1980 lebte und arbeitete er am Museum Insel Hombroich
10.05.2019 gestorben nach kurzer Krankheit in Moers
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Kind sein/Kreativität - Timm Ulrichs - 2010
Das "Einflächenhaus" - wie Timm Ulrichs seine Arbeit nennt - ist aus einer rechteckigen, roten Fläche mit den Abmessungen 300 cm x 770 cm entwickelt, die durch wenige Einschnitte und Faltung zu einem begehbaren Häuschen mit Fenster, Tisch und zwei Sitzgelegenheiten wird.
Je nach Blickwinkel ergeben sich völlig unterschiedliche Eindrücke. Die geschlossene Seite mutet schwer und eher abweisend an. Die Schmalseiten wirken fragil, zeichenhaft. Die Breitseite mit der fehlenden Wand dagegen nimmt den Betrachter buchstäblich mit ins Innere des Hauses, das wie ein "Zauberhaus" in gerin- gem Abstand über der Erde zu schweben scheint, lediglich mit einem lebendigen Baum im Erdreich verankert.
Das Falthaus thematisiert das kindlich spielerische Begreifen des Raumes, das Erforschen, das Abstrahieren und Kategorisieren über grafische Vereinfachung, bis hin zum Zeichen. So ist das Falten von Papier zu einfachen Raumkörpern, das der künstlerischen Idee zugrunde liegt, ein typisches Kinderspiel. Einfache Bilder von Haus, Baum und Mensch sind Chiffren für Heimat, Sicherheit, Familie und gehören zu den frühen figürlich- kreativen Äußerungen kleiner Kinder.
Timm Ulrichs
1940 in Berlin geboren
1959-66 Architektur-Studium an der Technischen Hochschule Hannover
1961 Gründung der „Werbezentrale für Totalkunst“
Seit 1969 „Kunstpraxis“ (Sprechstunden nach Vereinbarung)
1972-2005 Professur an der Kunstakademie Münster
1977 documenta 6
Lebt und arbeitet in Hannover, Münster und Berlin
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Erinnerung/ Vergessen - Tamás Trombitás - 2009
Eine begehbare Fläche ist mit quadratischen Granitplatten belegt. Auf dieser Fläche bilden einige Quader eine Art Mauerfragment. Platten und Quader sind mit eingelegten Streifen aus Basalt versehen. Sie bilden Lettern in einem vom Künstler entwickelten Alphabet.
In der richtigen Reihenfolge gelesen ergeben sie ein Textfragment aus der Bibel: "Unser Leben währet siebzig Jahr, und wenn es hoch kommt, so sind es achtzig Jahr, und wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen" (Psalm 90,10). Der Text ist mit Hilfe eines Übersetzungsschlüssels im Prinzip entzifferbar, dennoch erschließt sich die Arbeit auch ohne diese konkrete Information.
Denn dass es sich bei den Platten und Quadern um Zeichen handelt, ist ersichtlich: Zeichen aus widerstandsfähigem Material, offenbar für die Ewigkeit gemacht. Eine Botschaft wird an die Nachwelt gerichtet, eine Botschaft, die nicht vergessen werden, die in Erinnerung bleiben soll. Doch die Spuren des Zerfalls sind sichtbar.
Die Fläche erinnert an einen archäologischen Befund. So wird das Zeichenfeld vom Weg durchschnitten, auch an den Rändern scheinen einzelne Platten zu fehlen. Es geht um Erinnerung und um deren Nachtseite, um Verlust, um Vergessen.
Tamás Trombitás
1952 in Budapest geboren
1972 – 78 Ungarische Akademie der schönen Künste
1987 - 96 Dozent der Ungarischen Hochschule für Angewandte Kunst in Budapest
1982 – 84 Derkovits-Stipendium
1993 XLV. Biennale Venedig
1995 6. Triennale der Kleinplastik Stuttgart
Ludwig Gies-Preis für Kleinplastik der LETTER Stiftung, Köln
2007 Central Europe Revisited I.Schloß Eszterházy, Eisenstadt
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