Kind sein/Kreativität - Timm Ulrichs - 2010
Das "Einflächenhaus" - wie Timm Ulrichs seine Arbeit nennt - ist aus einer rechteckigen, roten Fläche mit den Abmessungen 300 cm x 770 cm entwickelt, die durch wenige Einschnitte und Faltung zu einem begehbaren Häuschen mit Fenster, Tisch und zwei Sitzgelegenheiten wird.
Je nach Blickwinkel ergeben sich völlig unterschiedliche Eindrücke. Die geschlossene Seite mutet schwer und eher abweisend an. Die Schmalseiten wirken fragil, zeichenhaft. Die Breitseite mit der fehlenden Wand dagegen nimmt den Betrachter buchstäblich mit ins Innere des Hauses, das wie ein "Zauberhaus" in gerin- gem Abstand über der Erde zu schweben scheint, lediglich mit einem lebendigen Baum im Erdreich verankert.
Das Falthaus thematisiert das kindlich spielerische Begreifen des Raumes, das Erforschen, das Abstrahieren und Kategorisieren über grafische Vereinfachung, bis hin zum Zeichen. So ist das Falten von Papier zu einfachen Raumkörpern, das der künstlerischen Idee zugrunde liegt, ein typisches Kinderspiel. Einfache Bilder von Haus, Baum und Mensch sind Chiffren für Heimat, Sicherheit, Familie und gehören zu den frühen figürlich- kreativen Äußerungen kleiner Kinder.
Timm Ulrichs
1940 in Berlin geboren
1959-66 Architektur-Studium an der Technischen Hochschule Hannover
1961 Gründung der „Werbezentrale für Totalkunst“
Seit 1969 „Kunstpraxis“ (Sprechstunden nach Vereinbarung)
1972-2005 Professur an der Kunstakademie Münster
1977 documenta 6
Lebt und arbeitet in Hannover, Münster und Berlin
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