Stuttgarter Zeitung – Fellbach & Rems-Murr-Kreis – vom 26.04.2020 - Seite II

Beim „Frieden“ wächst Fenchel

Nach Weizen und Sonnenblumen sollen am Besinnungsweg an Karavans Brücke nun Heilpflanzen und Kräuter heimisch werden. Probleme bereitet die Bewässerung.

Von Ingrid Sachsenmaier

210426 Fenchel beim Frieden

Vor und hinter der Brücke aus Stahl, die zur Station Frieden auf dem Fellbacher Besinnungsweg gehört, sollen künftig Kräuter und Heilpflanzen wachsen. Der Standort ist schwierig, die Pflanzen müssen mit praller Sonne und vor allem Trockenheit zurechtkommen. Denn normalerweise fließt Wasser unter einer Brücke. Hier, auf freiem Gelände, ist das nicht der Fall. Vor vier Jahren wurde die Station des in Israel geborenen Künstlers  Dani Karavan eingeweiht – mit ganz genauen Vorgaben was die Vegetation betrifft. Der Künstler gab vor, dass in den Streifen diesseits und jenseits des Metall-Stegs unterschiedliche Nutzpflanzen eingesät beziehungsweise gepflanzt werden.

Eine schöne, hehre Idee, deren Umsetzung sich in den vergangenen Jahren jedoch als schwierig herausgestellt hat. Der Boden am Standort sei nicht wirklich gut geeignet für eine Anpflanzung, sagt Christiane Ebner aus dem Vorstand des Besinnungsweg-Vereins. Zum einen wegen der mangelnden Bodenqualität und zum anderen, weil „wir dort keine Möglichkeit der regelmäßigen Bewässerung haben“. Das bedeutet, dass jede Gießkanne Wasser dort angeliefert werden muss. Ein schweres Vermächtnis, das der Verein mit der Idee des Künstlers angetreten hat. Mehrere Versuche schlugen bereits fehl. Er ist gleich im ersten Jahr mit dem Versuch, dort Weizen anzubauen, gescheitert.

Auch die Sonnenblumen haben in der Sommerhitze gelitten, ebenso die bunten Wiesenblumen, die vergangenes Jahr dort aufgeblüht sind. Bei den beiden ersten Versuchen entsprach die Anpflanzung der Vorstellung Karavans, dass dort „Lebensmittel“ wachsen sollen, bei den bunt blühenden Blumen wurde diese Vorgabe bereits nicht erfüllt.

Christiane Ebner möchte am liebsten zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen – eine langfristige Bepflanzung vor und hinter dem Steg hinkriegen und der Idee des Künstlers gerecht werden. Sie hat deshalb in den vergangenen Wochen bei potenziellen Spendern und Besitzern von Kräutergärten angefragt und nun zusammen mit Maria Rothwein und Ruth Koch vom Verein eine erste Anpflanzung vorgenommen. Zunächst haben die Frauen den Boden mit Sand aufgelockert, dann haben sie südlich der Brücke viele Kräuter gepflanzt – Schnittlauch, Bärlauch, Petersilie, Rosmarin und Thymian, um nur einige zu nennen. Auch die Fellbacher Landfrauen haben in ihren Kräutergärten gebuddelt und Ableger zur Verfügung gestellt.

Im nördlichen Teil sind dagegen die ersten Heilpflanzen in die Erde gekommen. Neben Melisse, Minze und Fenchel gibt es jedoch noch genügend Platz für weitere (Spenden). Auch Heribert Sautter vom Kulturamt und Solveig Birg vom Tiefbauamt der Stadt Fellbach denken darüber nach, wie die adäquate Bepflanzung vervollständigt werden kann, berichtet Ebner, die bei ihren Überlegungen immer wieder von der Realität eingeholt wird. „Wir haben einfach das Problem mit der Bewässerung“. Daran hatte Dani Karavan sicherlich nicht gedacht, als er mit den unterschiedlichen Vegetationen beiderseits der Brücke auf kulturelle, nationale oder ethnische Gruppen hinweisen wollte und den Steg als Symbol für Aussöhnung und Frieden als Bindeglied in die Mitte stellen ließ. Insgesamt ist das Karavan-Kunstwerk pflegeaufwendig – unter anderem muss auch der „Hügel“ regelmäßig eingesät und gemäht werden.

Für die konstante Pflege der jeweiligen Stationen und des Weges wendet der Verein viel Zeit auf. Oft sind die Stationen „zugemüllt“, beklagen seine Mitglieder immer öfter. Zudem beschäftigt sie das Thema Trockenheit nicht nur beim „Frieden“. Auch beim Roten Haus von Timm Ulrichs sind deshalb schon zwei Bäume ausgewechselt worden, auch dort mangelt es an ausreichender, natürlicher Wasserzufuhr. Deshalb fährt Vereinsvorstand Paul Rothwein regelmäßig mit einer entsprechenden Menge Wasser an den Standort und gießt den Amberbaum, den er vergangenes Jahr im Herbst gepflanzt hat.

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