Oeffinger Mitteilungsblatt vom 18.04.2019

Der Baum am „Roten Haus“ schlägt wieder aus

Schon lang hat er gekränkelt, der Baum am sogenannten „Roten Haus“, der vor neun Jahren von Timm Ulrichs geschaffenen Großskulptur auf dem Besinnungsweg, südlich des Hartwaldes. Die Hitze, vom Stahldach abstrahlend, eingeritzte Liebesgeständnisse und Zündeleien hatten ihm zugesetzt. „Mein Freund der Baum“, hat diese Strapazen nicht länger ertragen. Weshalb sich der Verein auf Empfehlung von Jörg Schiller, Landschaftsgärtner und Inhaber der gleichnamigen Firma, entschlossen hat, den Baum in einer komplizierten Aktion vor etwa einer starken Woche zu ersetzen.

Jörg Schiller war es dann, der als Ersatz eine Zerr-Eiche vorschlug, welche aus Südeuropa kommend, die auch hierzulande steigenden Temperaturen besser vertragen wird. Er beschränkte sich aber nicht nur auf den Rat, sondern zeigte sich auch als Mann der Tat: der Baum wurde von ihm gestiftet und von Firmenmitarbeitern fachgerecht gepflanzt. Aktiv unterstützt vom Vereinsvorsitzenden Paul Rothwein sowie einem Autokran der Waiblinger Firma Winkelhock war die Arbeit in rund zwei Stunden erledigt. Inzwischen ist auch das ausgesägte Stück der Boden- und Dachplatte wiedereingesetzt und die Vereinsführung hofft, dass sich der neue Baum als Freund des Besinnungsweges entwickelt und von Freveltaten verschont, eine gute Zukunft haben wird. Einen guten Paten hat er auf jeden Fall: die Firma Schiller, Landschaft- und Gartenbau hat die Patenschaft übernommen und kümmert sich um das „baumliche Wohl“, wofür der Verein sehr dankbar ist.“

 

 

Stuttgarter Zeitung, Freitag, 29. März 2019, Fellbach &  Rems-Murr-Kreis, Seite III

Das „Rote Haus“ steht wieder auf dem Sockel

Besinnungsweg  Wer verschiebt ein Kunstwerk? Und warum? Eine Spurensuche am Rand des Oeffinger Hartwalds. Von Sascha Schmierer

Als meinungsstarker Bauexperte ist Paul Rothwein allseits bekannt. Und als tatkräftig anpackender Kunstfreund hat sich der Vorsitzende des Besinnungswegs nicht nur in seinem Heimatort Oeffingen einen Namen gemacht. Jetzt allerdings muss sich der mit der Kommunalwahl im Mai aus dem Amt scheidende CDU-Stadtrat auch noch als Ermittler betätigen. „Wer, um Himmels willen, legt Hand an ein Kunstprojekt?“, lautet die nicht nur für die 137 Mitglieder des Fördervereins spannende Frage.

Der Grund: Am Rand des Oeffinger Hartwalds ist ein Anschlag auf die Kunst verübt worden. Das „Rote Haus“, eine vor neun Jahren von Professor Timm Ulrichs geschaffene Großskulptur, ist buchstäblich von ihrem Sockel gezogen worden – und zwar erstens von einem unbekannten Täter und zweitens mit offensichtlich schwerem Gerät. Um gut 15 Zentimeter ist das mit leuchtend roter Farbe gestrichene Objekt verschoben worden.

Dass sich der Wind am für kindliche Kreativität und das spielerische Begreifen der Welt stehende Kunstwerk vergriffen hat oder gar ein paar übermütige Halbstarke angepackt haben, ist reichlich unwahrscheinlich. Laut Paul Rothwein wiegt das aus schweren Stahlplatten zusammengeschweißte Objekt nämlich gut und gern fünf Tonnen – kaum glaubhaft, dass es vom Sockel hüpft, nur weil sich jemand dagegen lehnt. „Da muss einer mit dem Traktor oder einem Lastwagen gekommen sein und das Haus per Seil angehängt haben“, sagt der Besinnungsweg-Chef. ­Spekulieren, ob das Häuschen einem Landwirt im Weg gestanden haben könnte oder von Nord-Ost-Ring-Fans aus dem Trassenbereich entfernt wurde, will Rothwein nicht. Er hat sich am Donnerstag lieber mit Vize Karlheinz Hirsch und einigen Helfern bemüht, dass das „Rote Haus“ wieder auf den Sockel kommt. Bestellt wurde der nötige Autokran aber noch aus einem ganz anderen Grund: Der durch einen kreisförmigen Ausschnitt im Dach wachsende Baum, verspieltes Detail der drei Meter hohen Skulptur, musste ausgetauscht werden. Die bisher verwendete Sumpf-Eiche vertrug offenbar die Hitze nicht, die in der Sommerzeit vom Stahldach abstrahlt. Auch in die Rinde eingeritzte Liebesgeständnisse und Zündeleien am Stamm hatten der Pflanze zugesetzt.

Jetzt setzten die Landschaftsgärtner eine ursprünglich eher in Südeuropa be-heimatete Zerr-Eiche als Ersatz. „Diese Art verträgt die Temperaturen besser“, sagt Jörg Schiller, Fraktionskollege von Paul Rothwein im Gemeinderat und Stifter des zehn Jahre alten Bäumchens. Nach knapp zwei Stunden war die Arbeit am „Roten Haus“ am Donnerstag erledigt, der Autokran fuhr seine Stützen wieder ein. Jetzt muss nur noch ein Schlosser kommen, der das für die Baumpflanzung ausgesägte Dach wieder sauber zusammenschweißt.

190329 Das Rote Haus

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