Fellbacher Zeitung vom 11.03.2025,. Seite15

 

Ein Uhu für den Besinnungsweg

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Von Ingrid Sachsenmaier

Der Künstler Elmar Hermann aus Neuwied hat für die Oeffinger Station „Grenzen“ einen 70 Zentimeter großen Vogel aus Aluminium geschaffen.

Fellbach. Im Kunstwerk für die zehnte Station auf dem Besinnungsweg in Oeffingen steckt viel Symbolkraft, in mehrfacher Hinsicht. Lange hat es gedauert, bis ein Künstler gefunden wurde, der sich mit dem Thema „Grenzen“ auseinandersetzt. Der aus Neuwied stammende Künstler Elmar Hermann hat es getan. Am Sonntag, 27. April, um 14 Uhr wird sein Kunstwerk – ein auf einem Baumstamm sitzender Uhu aus glänzendem Aluminium – eingeweiht.

Dem Vorsitzenden des Fördervereins Besinnungsweg Fellbach macht er damit unbewusst ein Geschenk. Paul Rothwein feiert am 11. März seinen 80. Geburtstag. Der Oeffinger Bauunternehmer und CDU-Gemeinderat hat den Künstler bei der Umsetzung des Kunstwerks unterstützt. Der Standort der Station befindet sich in Verlängerung des Weges, der von der Kapelle kommend auf Höhe der Scheune links abbiegt.

Ein Flurstück für die Kunst

Dieses Flurstück 1103 hat eine besondere Geschichte. Die 400 Quadratmeter große Fläche wurde am 1. Januar 2020 von der Stadt Fellbach dem Förderverein Besinnungsweg „zur Realisierung eines Kunstwerks“ überlassen, anlässlich des 85. Geburtstags des ehemaligen Fellbacher Oberbürgermeisters Friedrich-Wilhelm Kiel.

Gespräche für das Kunstwerk laufen seit einigen Monaten, mittlerweile haben die Erdarbeiten begonnen. Elmar Herman hat seine Idee, das Thema Grenzen mit einem Uhu aus Metall umzusetzen, bei einer Besichtigung des Standorts im vergangenen Jahr konkretisiert. Er stieß dort auf einen liegenden alten Baumstamm. Das Gehölz habe ihn inspiriert, erzählte er später Paul Rothwein. Und bat, den Stamm zu sichern und zu konservieren. Der Uhu aus Metall wird nun auf dem Baumstumpf sitzen und in Richtung des Besinnungsorts „Freiheit“ des Künstlers Henk Visch schauen. Übrigens – Elmar Hermann und Henk Visch kennen sich.

Elmar Hermann befasse sich bevorzugt mit komplexen Fragestellungen der menschlichen Kommunikation, liest man in seinem Curriculum. Die 70 Zentimeter große Metall-Plastik hat Hermann lebensecht ausgeformt. Der Bezug zum Thema „Grenzen“ erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Normalerweise würde sich kein Uhu bei Tageslicht exponiert im freien Feld auf einem Baumstamm niederlassen. In diesem Kontext handelt es sich um „eine inszenierte Grenzüberschreitung“, sagt der 47-jährige Künstler.

Mit seiner Arbeit beziehe sich Elmar Hermann auf die komplexen und oft verschwimmenden Grenzen zwischen den natürlichen und kulturellen Aspekten menschlichen Lebens. Er gehe der Frage nach, wie weit menschliche Eingriffe, kulturelle Praktiken und gesellschaftliche Strukturen die natürliche Welt beeinflussen. Oder umgekehrt, wie die Natur menschliche Kulturen formt.

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Zusammenarbeit ist „Glücksfall“

Für den Jubilar Paul Rothwein ist die Zusammenarbeit mit Elmar Hermann ein „Glücksfall“ gewesen. Beide sind praktisch veranlagt. Die Aushubarbeiten auf dem Flurstück sind nahezu abgeschlossen. Das Kunstwerk wird 3,60 Meter hoch sein. 1,40 Meter tief ist die Senke, in der es stehen wird, 2,20 Meter ragt es über die Erde. „Wichtig ist, dass die Skulptur nicht wie ein Mahnmal schon aus der Ferne sichtbar ist, sondern sich erst auf dem Weg dorthin erschließen lässt“, schreibt Elmar Hermann im Exposé.

Auf dem Konto des Fördervereins befindet sich nach dem 2017 verwirklichten, recht kostspieligen Kunstwerk „Frieden“ von Dani Karavan genügend Geld, um das Kunstwerk von Elmar Hermann zu bezahlen und auch schon an die Umsetzung der elften, vorletzten Station zu denken, hat Paul Rothwein Kassensturz gemacht. Mit Führungen, Themen-Veranstaltungen und auch durch den Verkauf von Wein in einer Sonderedition erwirtschaftet sich der Verein die Mittel für die Kunstwerke. Paul Rotwein ist dabei als Promoter unterwegs, seit vor mehr als 25 Jahren der Förderverein Besinnungsweg gegründet wurde. Damals war er 54 Jahre alt. Seitdem schaut er auf dem Besinnungsweg nach dem Rechten. Nicht nur, mit seiner Frau Maria ist er ein passionierter Gärtner, bewirtschaftet einen großen Gemüsegarten und viele Obstbäume.

Studium Elmar Hermann studierte Bildende Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf sowie Linguistik an der Universität Düsseldorf. Hermann hatte Ausstellungen, Vorträge und Stipendien, etwa im Ludwig Museum Koblenz, im studio for artistic research Düsseldorf, im Goethe Institut St. Petersburg, im Kunsthaus NRW und im KIT Düsseldorf.

Begleitausstellung Zwei Tage vor der Einweihung der Station „Grenzen“ wird in der Galerie der Stadt Fellbach am Marktplatz 4 eine Begleitausstellung von Elmar Hermann eröffnet. Sie trägt den Titel „U RU RU“ und wird bis 15. Juni gezeigt. Vernissage ist am Freitag, 25. April, um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei. 

 

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