Stuttgarter Zeitung vom 31.01.2019, Seite 36

 

Nord-Ost-Ring: Kornwestheim wehrt sich

Bundesstraße Die Demo in Oeffingen war Motivationshilfe: Der Bürgerverein und die Stadt im Landkreis Ludwigsburg wappnen sich gegen ­die Schnellstraße, die verlaufen würde, wo jetzt nur Feldwege und Äcker sind. Fellbach gilt als „Widerstands-Epizentrum“. Peter Meuer

Dass es in Kornwestheim nur wenige Fürsprecher für das umstrittene Straßenbauprojekt gibt, ist bekannt. Naturschutzbund, Bürgerverein, die Kommunalpolitik, auch etliche Landwirte positionieren sich schon länger gegen den Ring, der zwar eine Bundesstraße sein soll, aber von seinen Gegnern gern als „Autobahn“ bezeichnet wird. In vergangenen Jahren trugen die Kornwestheimer ihre Kritik oft andernorts vor, beispielsweise fuhren sie nach Fellbach zum Mit-Demonstrieren – die zweitgrößte Stadt des Rems-Murr-Kreises ist so etwas wie das Widerstands-Epizentrum in Sachen Nord-Ost-Ring. Die dreieckigen Markierungen künden davon, dass die hiesigen Nord-Ost-Ring-Gegner nun in Kornwestheim selbst ein Zeichen setzen wollen. Plakate sind ebenfalls bereits im gesamten Stadtgebiet zu sehen.

Am Dienstag, 5. Februar, gibt es um 19 Uhr eine Informationsveranstaltung der Kornwestheimer Nord-Ost-Ring-Gegner im Galeriesaal. Organisiert wird sie vom Bürgerverein. Der Vorsitzende Horst Allgaier erklärt, worum es den Kornwestheimern geht: Der Nord-Ost-Ring diene nicht als Umfahrung für umliegende Kommunen, sondern bringe als neue Ost-West-Achse sogar weiteren Fernverkehr, er zerstöre Flächen, Äcker und Naherholungsräume für Bürger.

Konkret geplant und finanziert ist der Nord-Ost-Ring zwar noch nicht, doch nachdem er bereits seit 2016 in der Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans – einer Art Leitplanke für die Verkehrsentwicklung im ganzen Land – stand, wurde er Ende 2018 in den Luftreinhalteplan der Region aufgenommen. Zudem macht sich neben anderen der CDU-Bundestagsabgeordnete des Landkreises, Steffen Bilger, in Berlin für das Projekt stark und ließ in der Vergangenheit verlauten, nun sei Geld da.

„Wir müssen etwas machen, hier, vor Ort“, sagt daher nun Horst Allgaier. „Eine Veranstaltung gegen den Nord-Ost-Ring in Oeffingen hat uns dazu bewogen“, betont er. „Wenn der Nord-Ost-Ring käme, wäre das auch für Kornwestheim eine Katastrophe“, ist Allgaier überzeugt und spricht von den Zehntausenden zusätzlichen Fahrzeugen, die die Straße bringen könnte. Der Bürgerverein Kornwestheim ist zwar Organisator, er steht bei der Veranstaltung aber nicht alleine gegen den Nord-Ost-Ring auf. Er hat mehrere Partner, natürlich die Arge Nord-Ost, für die Joseph Michl reden wird, den Naturschutzbund Kornwestheim mit Bernd Mathe, auch Vertreter von Landwirtschaft, von Jägern sowie den Städten Stuttgart und Fellbach werden vor Ort sein.

Die Stadt Kornwestheim wird sich auf der Infoveranstaltung ebenfalls gegen den Nord-Ost-Ring aussprechen. Der Baubürgermeister Daniel Güthler will die Sicht der Verwaltung übermitteln. Bereits im Vorfeld findet er klare Worte. „Wir sind überzeugt, dass der Ring, wenn er kommt, eine überregionale Funktion haben wird und Verkehr anzieht. Das lehnen wir klar ab, zumal es auch die örtlichen Straßen belasten würde.“ Eher sei es jetzt an der Zeit, über alternative Verkehrskonzepte, ÖPNV, digitale Optimierungen im Straßenverkehr zu sprechen: „Ist eine solche Straße erst mal da, dann geht sie nicht mehr weg.“

190131 Kornwestheim wehrt sich

 

  

Auch die Nachbarn werden aktiv

Verkehr Mehrere Protestgruppen haben sich bereits formiert und wehren sich gegen zusätzlichen Lärm und noch mehr Abgase.

(ena). Auch wenn die neue Straße fernab von Ludwigsburg zu liegen scheine, heißt es weiter, bringe sie viel neuen Verkehr in den Landkreis. „Das ist das Gegenteil dessen, was die Menschen hier brauchen.“